CETA schützt Profitinteressen aber keine Sozialstandards


Ökonomisierung von Bildung und Erziehung - TTIP

Link zu einem Artikel von Fabian Kessel: Ökonomisierung von Bildung und Erziehung: Von der Dynamisierung eines anhaltenden Prozesses durch TTIP

 

Auszüge: "Denn TIPP – und das ist eine erste entscheidende Einsicht – stellt nur einen
weiteren Schritt in einer langen Geschichte der internationalen Freihandelspolitik dar. Dieser
Geschichte sind bestimmte Strukturmuster inhärent, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch
in TIPP wieder und weiter zeigen werden, wenn nicht prinzipiell ein Ende der Freihandelspolitik
beschlossen wird. ...Doch TTIP oder ggf. auch TiSA würden die Deregulierung und markförmige Liberalisierung des Bildungs- und Erziehungssystems, die seit dem Ende des 20. Jahrhunderts in der Mehrheit der OECD-Länder, aber auch darüber hinaus, international Einzug gehalten hat, weiter zuspitzen. TTIP wie TiSA ist insofern nichts Neues, weil in der EU ebenso wie in einzelnen nationalstaatlichen Kontexten in den vergangenen 15-20 Jahren eine merkliche marktförmige Neujustierung des Bildungssystems zu beobachten ist.

Ökonomisierung von Bildung und Erziehung meint also zwei parallele Entwicklungen – und das
keineswegs erst mit TTIP:

 

(1.) eine Humankapitalisierung der Bildung: Statt dem Ziel der
Allgemeinbildung und zugleich der subjektiven Selbstbildung, wie sie mit der europäischen
Aufklärung denkbar und einflussreich wurde, findet sich nun die Orientierung an einer
kontinuierlichen und spezifischen Rechenschaftspflicht (accountability) von Inhalt und Form der
Bildung. So überzeugend die Forderung nach einer Legitimation des pädagogischen Geschäfts an
sich ist, so wenig überzeugend ist deren Setzung in Gestalt einer marktförmigen Legitimation.
Doch genau eine solche Denkform ist inzwischen vorherrschend: Alle Beteiligten (Schüler wie
Lehrer_innen; Studierende wie Dozierende) sind aufgerufen, ihr Bildungsengagement in Bezug
auf dessen möglichst direkte Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt zu legitimieren;

 

und (2.) eine Managerialisierung – aber auch Kommerzialisierung (z.B. eine Politik der Etablierung von
Bildungsorganisationen als ‚Marke‘ mit ‚Alleinstellungsmerkmalen‘) und spezifische Form der
Privatisierung der vorhandenen Einrichtungen und Organisationen im Bildungs-, aber parallel
und damit verschränkt auch im Sozialbereich: Schulen, Hochschulen wie Kindergärten oder
Wohngruppen für Jugendliche werden dann wie Unternehmen geführt und als solche in
Konkurrenz zueinander gebracht (z.B. durch den Ausbau von privaten Bildungsanbietern oder
die Aufweichung des Werbeverbots in Schulen)."